• EMDR - Systemische Traumatherapie

    In der Systemischen Traumatherapie (STT) spüren wir einschneidende Erlebnisse auf, die wir als Erwachsene oder als Kind erlebt haben, und verarbeiten sie durch die aktive Vernetzung von rechter und linker Gehirnhälfte so, dass die Betroffenen z:B. zu der Erkenntnis kommen. "Ich weiß, das die Situation für mich schlimm war, dass ich mit Recht Todesangst hatte und mich völlig hilflos gefühlt habe. Doch das ist vorbei. Ich habe es überstanden und ich bin heute nicht mehr hilflos wie damals."
    Wir wissen heute, dass viele körperliche und psychische Störungen auf nicht verarbeitete Schocks (in der Fachsprache Traumata) zurückzuführen sind. Die meisten Menschen bringen ihre Beschwerden jedoch nicht mit einem Trauma in Verbindung, weil selbst bei einem erinnerbaren Trauma wie Unfall, Krieg, Vergewaltigung, Überfall, Operation, Verlusterlebnisse privat oder im Beruf, Trauer und Ängsten die rechte von der linken Gehirnhälfte getrennt arbeitet. In der rechten Gehirnhälfte werden innere Bilder und Szenen, Sinneswahrnehmungen, seelische und körperliche Gefühle verarbeitet. In der Linken vollzieht sich die sprachliche Umsetzung der rechts abgespeicherten Erlebnisse, deren zeitliche und örtliche Einordnung und deren logische Begründung (Warum).

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    Dies trifft erst recht für traumatische Ergeignisse vor dem vierten Lebensjahr zu. Hier wird die klassische Methode EMDR nicht eingesetzt, weil ihr keine nicht verbalen (sprachlichen) Zusatz-Techniken zur Verfügung stehen. Durch imaginative (bildhafte) und (familien)systemische Techniken wurde EMDR zur Systemischen Traumatherapie (STT) erweitert.
    In der frühen Kindheit speichert das Gehirn nur Bilder, Emotionen und Körpergefühle ab, denn das Corpus Callosum - und damit die Trennung von rechter und linker Gehirnhälfte - entwickelt sich erst später. Die als existenziell bedrohlich wahrgenommenen Ereignisse in der frühen Kindheit (emotionale oder körperliche Vernachlässigung, sexueller Missbrauch, frühe Trennung von einem Elternteil oder Tod einer Bezugsperson, Verlust eines Zwillings im Mutterleib, Operationen, schwierige Geburt) können deshalb in der Regel nicht durch rein verbale Gesprächstechni-ken abgerufen und integriert werden.
    Selbst körperliche oder emotionale Vernachlässigung erleben auch ältere Kinder oder gar noch Er-wachsene im Rückblick oft als "normal", weil das einfach ihre prägende Welt war bzw. noch ist und diese Parameter immer noch stärker wirken als andere Lebensumstände, die nur mit dieser Prägung von außen wahrgenommen werden.
    Die emotionale Erregung bei einem traumatischen Ereignis ist so extrem stark, dass auch eine spätere Verknüpfung mit den Zentren für Sprache und logisches Denken der linken Gehirnhälfte nicht mehr möglich ist.
    Um optimal (i.d.R.) mit Angriff, Flucht oder Erstarrung reagieren zu können, blendet der Organismus während des Ereignisses meist Schmerzen, erschreckende Bilder, Geräusche oder Gerüche aus der bewussten Wahrnehmung der linken Gehirnhäfte aus. Sie sind aber nach wie vor in der rechten Gehirnhäfte gespeichert und können auch viele Jahre später durch kleine Auslöser von Außen z.B. durch Berührung, Mimik, Gestik, Gerüche, Geräusche, Körper- und seelische Gefühle jederzeit reaktiviert, d.h. unbewusst erinnert werden und deshalb unerklärliche Symptome erzeugen.
    Die für ein Trauma typischen Reaktionen bleiben also in unserem Organismus gespeichert, sind wie eingefroren. Sie zeigen sich bei einem Teil der Betroffenen vorwiegend als psychische Symptome wie z.B. depressive Verstimmungen, Ängste, Sprachlosigkeit, Verwirrtheit, ständige Alarmbereitschaft oder Schlaflosigkeit. Bei anderen finden sich körperliche Symptome wie sie bei einem Trauma häufig zu beobachten sind: Zittern, Schweißausbrüche, Herzjagen, Atemprobleme, Übelkeit, Durchfall, wandernde oder auch bestimmte körperliche Schmerzen (z.B. in jenen Körperteilen, die von dem Trauma betroffen waren), Erstarrung, Gefühle des Schwebens oder Nebel im Kopf auf; oder sämtliche Gefühle sind abgeschnitten, Angst oder körperliche Schmerzen werden nicht wahrgenommen und der Organismus funktioniert noch nach Monaten und Jahren auf Autopilot ohne es zu merken.
    Ein Aufspüren alter Traumen durch darauf abgestimmte Techniken allein hilft dem Klienten allerdings nur bedingt. Ziel unserer Therapie ist es, alte Erfahrungen neu zu verarbeiten, damit sie in das Denken des heute erwachsenen Menschen bzw. in das Denken des jetzt nach dem Traumatischen Ereignis lebenden Erwachsenen integriert werden.
    Diese Verknüpfung von isoliert abgespeicherten Erinnerungsfragmenten mit dem sprachlichen Denken kann während einer STT-Sitzung durch abwechselnde Stimulierung beider Gehirnhälften (z.B. durch Links-Rechts-Augenbewegungen oder durch abwechselndes Tippen auf die Knie u.a.) wieder in Gang gebracht werden.
    Im Idealfall können die Betroffenen nach einer erfolgreichen Sitzung zwar erzählen, dass Ihnen etwas Schlimmes zugestoßen ist, die alte emotionale "Ladung" ist jedoch gelöscht. Deshalb kommt es oft zu Kommentaren wie "Es ist passiert, aber das Ganze ist nun vorbei", oder "Die Szene erscheint auf einmal wie in die Ferne gerückt".
    Dass diese veränderte Einstellung zu traumatischen Erlebnissen sich auch in einer Veränderung der neuronalen Vernetzungen (Nervensystem) spiegelt, konnte in vielen Untersuchungen - z.B. mit Hilfe der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) nachgewiesen werden.
    Im Gegensatz zu Therapieverfahren, die mit Trance oder Hypnose arbeiten, ist der Klient in einer typischen STT-Sitzung völlig wach und gedanklich klar, denn nur dadurch können die isoliert abgespeicherten Bilder, Emotionen und Körpergefühle sich mit dem verbal-logisch argumentierenden Wachbewusstsein verknüpfen.