• Zhan Zhuang, Eisenhemd, Stehpositionen

    Ziel der Standpraxis des Zhan Zhuang ist es, sein Körpergewicht hinunter durch die Skelettstruktur in den Boden zu geben um die „Sprudelnde Quelle“ (Nierenpunkt 1) in der Mitte der Fusssohle zu aktivieren. Durch die Sprudelnde Quelle wird die Erdenergie aufgenommen und zusammen mit dem eigenen Körper-Qi durch die Energiekanäle geleitet.
    Es geht darum, den reaktiven Widerstand des Körpers, seine übermäßige Spannung fühlen und überwinden zu lernen, mit der er sich der ungewohnten Gewichtsumverteilung widersetzt. In der Regel ist der Körper versucht, den Muskel-Spannungs-Mechanismus seiner bisherigen konditionierten Körperhaltung aufrechtzuerhalten.
    Wenn es gelingt, den Umkehrprozess der Schwerkraft im Körper zu starten, entsteht zunächst ein Gefühl von großer Schwere, das sich dann in Leichtigkeit verwandelt. Danach kann man lernen, mit Hilfe der Umkehr-Gravitation bewusst das Qi zu lenken.
    In Qi Gong, Kung Fu und Tai Chi Schulen wird oft empfohlen, den Kopf an einem Faden aufgehängt zu imaginieren. Das ist nicht nur eine praktische Anleitung um die Körperausrichtung zu verbessern, sondern um dadurch die Kraftlinie vom Kopf zu den Füßen und zurück in Gang zu setzen. Jetzt kann im Zhan Zuang die Kontrolle des Dantien und die Dantien Bauchatmung ansetzen, die die innere Kraft noch weiter aktiviert.

    Sich gleichzeitig entspannen und auf beabsichtigte Vorgänge konzentrieren zu müssen, ist jedoch nicht nur im Zhan Zhuang genau die prinzipielle Schwierigkeit - nicht nur für den Anfänger. Das im Zhan Zhuang notwendige vollkommene Gleichgewicht von Yin- und Yangqualitäten gleichzeitig und gleichgewichtig aufzubringen ist problematisch, solange man den eigenen Qi-Fluss noch nicht spürt, weil noch kein Feedbacksystem für die Effektivität der eigenen inneren und äußeren Haltung zur Verfügung steht.

    In unserem Yin-orientierten Tao-Yoga-Ansatz nähern wir uns diesem Problem wie folgt:
    natürlich ist jede Form von körperlicher oder meditativer Vorerfahrung i.d.R. von Vorteil.
    Als mögliche Vorbereitung bieten wir Tao Yin und Erdungsübungen an. In der direkten Energiearbeit starten wir jedoch nicht mit den Stehpositionen, sondern mit einer gezielten Entwicklung des Atembewusstsein, das bald direkt auf das Spüren und Lenken des Qis abzielt. Das Erlernte übertragen wir auf die Eisenhemdatmung und auf die Stehpositionen des Eisenhemd, allerdings nur aus der vollkommenen Lockerheit heraus. Das bedeutet z.B. für das Eisenhemd-Rooting, dass wir zur Verbesserung der Körperwahrnehmung die Erfahrung der Eindrehung in die Erde vornehmen und dann auf ein Kraftminimum reduzieren.

    Bei den Eisenhemd-/Stehpositionen II, und den parallen Meditationen führen wir den Levator-Ani-Ansatz ein, der in der Fusion weiterentwickelt wird. Unsere Yin-orientierte Ausrichtung wird dadurch auf der physischen Seite bis in die Feinmuskulatur des ganzen Körpers von den Füßen bis zum Kopf ausgedehnt, eine Ergänzung und Entsprechung zu unserer speziellen Atem-gestützten Methode, das Qi zu entwickeln. Auf diesem Niveau wird es gut möglich, noch zusätzlich verstärkend an die einzelnen Atemimpulse das Gefühl für die Gravitation anzubinden, ähnlich wie wir vorher diese Anbindung an Bewegungen vorgenommen haben.
    Nach unserer Erfahrung gewinnen Praktizierende, die bisher über einen Zeitraum von 1 bis 2 Jahren regelmäßig ausschließlich ausgiebige Erfahrungen mit Stehpositionen gemacht, und die das Stehen wenig verändert als mühsam erlebt haben, einen unmittelbar leichten Zugang zu unserem feinen Nasenatem und können praktisch sofort danach das Qi spüren und lenken. Das Stehen wird leicht und belebend.